Zwei Briefe aus meiner Sammlung - an Peter Joseph Lennè
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In meiner Sammlung befindet sich ein Briefumschlag, der am Weihnachtsabend des Jahres 1855 am Bahnhof von Potsdam nach Sanscousi an den Generalgartendirektor Peter Joseph Lennè abgeschickt und noch am gleichen Tage zugestellt wurde.
Mit den Worten "An den General-Director der königlichen Gärten, Herrn Lenai ..." wurde der folgende Brief bei einem Auktionshaus angeboten. Bei einem Blick auf die Abbildung des Brief stand für mich sofort fest, dass es sich um einen weiteren Brief an den bekannten Gartenarchitekten Peter Josef Lennè handelte. Vielleicht hätte ein Blick ins Internet genügt, um den genannten Irrtum zu vermeiden.
Peter Joseph Lenné wurde am 29.September 1789 in Bonn als Sohn des leitenden Hofgärtners des Schlosses Brühl und Vorsteher des Botanischen Gartens der Universität Bonn Peter Josef Lenné d.Ä. und seiner Frau Anna Catharina geboren. Der Familientradition folgend ergriff auch Peter Joseph den Gärtnerberuf, wobei sein Vater aber Wert auf eine akademische Ausbildung des Sohnes legte. Mit 16 Jahren verließ Peter Josef Lenné trotzdem die Schule und begann eine Gärtnerlehre bei seim Onkel, die er 1808 abschloß. Von seinem Vater finanzierte Studienreisen führten ihn nach Süddeutschland und nach Frankreich, wo er eine Ausbildung zum Gartenbaumeister abschloß. Bei André Thouin, dem Leiter des botanischen Gartens in Paris konnte Peter Josef Lenné umfangreiche Kenntnisse in der Botanik seltener Sträucher und Pflanzen erwerden, die er in seinem späteren Wirken in der Form akzentuierter Anpflanzungen in seinen Gartenanlagen nutzen konnte. Bei dem Architekten Jean Nicolas Louis Durand erlangte Lenné Kenntnisse in der Einbindung der Architektur in Grünflächen.
Nach seinem Aufenthalt in Paris kehrte Lenné zuerst zu seinen Eltern zurück, die zu dieser Zeit in Koblenz lebten. Von hier brach er dann zu seiner dritten Studienreise auf, die ihn in die Schweiz, nach Süddeutschland und schließlich nach Wien führte. Durch Vermittlung eines Freundes seines Vaters, des Hofgärtners Franz Broos, erhielt Lenné eine Anstellung in Laxenburg. Hier gestaltete er die barocke Parkanlage in einen englischen Landschaftgarten um. 1815, nach dem Tod seiner Mutter, kehrte er nach Koblenz zurück und unterstützte sein Vater bei der Umwandlung der zerstörten Festungsanlage in Grünflächen. Nachdem die Rheinprovinzen nach dem Wiener Kongress Preußen zugesprochen wurden, "entdeckte" der Oberlandesforstmeister Georg Ludwig Hartig den begabten Gartengestalter. Nach der Napoleonischen Besetzung waren die Garten- und Parkanlagen in Potsdam und Berlin in einen verwahrlosten Zustand. Die Aufgabe der Gestaltung und Pflege unterstand dem Hofmarschallamt. Dem Angebot des Hofmarschalls Burchard Friedrich Freiherr von Maltzahn, in preussische Dienste zu treten, folgte Lenné im Februar 1816. Zunächst als Gartengeselle mit Pro-bezeit bis Michaelis wurde er dem Hofgärtner Johann Friedrich Morsch unterstellt und mit der Neugestaltung des Potsdamer Neuen Gartens betraut.
In diese Zeit fällt auch der Auftrag des preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg, die Besitzungen Neuhardenberg und Glienicke gartenkünstlerisch umzugestalten. Mit dem Kauf der Gutsanlage Glienicke im Jahr 1824 durch Carl Prinz von Preußen konnte Lenné seine landschaftsgärtnerischen Arbeiten übergangslos weiterführen und legte in dieser Zeit den Grundstein für ein weiträumiges Gesamtkunstwerk, das unter seiner Leitung in den darauffolgenden fünf Jahrzehnten die „Insel Potsdam“ zu einem großen, zusammenhängenden Landschaftsgarten werden ließ. Ein Projekt, das vor allem in der Regierungszeit des preussischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gefördert wurde. Lennés Garten- und Landschaftsgestaltungen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit den Architekten Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Persius und Ferdinand von Arnim.
Seine bereits 1818 begonnene Umgestaltung des Parks Sanssouci, der über die ganzen Dienstjahre sein Hauptaufgabengebiet blieb, erweiterte er ab 1825 nach dem Ankauf des Charlottenhofer Parkteils und verband den alten Park aus der Zeit Friedrichs des Großen mit dem neuen Areal, das er als Landschaftspark formte.
Im friderizianischen Teil hatte er auch seine Dienstwohnung im Haus der Gartendirektion unterhalb der Weinbergterrassen des Schlosses Sanssouci. 1847 übernahm er die Mitgliedschaft im Landesökonomie-Collegium, das in wirtschaftstechnischen Belangen das Landwirtschaftsministerium unterstützte. 1854 ernannte ihn Friedrich Wilhelm IV. zum General-Gartendirektor aller königlich-preußischen Gärten.
Weitere Werke waren unter anderem die Pfaueninsel, der Park Sacrow, der Böttcherberg und das gegenüberliegende Babelsberger Parkgelände, das jedoch wegen Unstimmigkeiten mit seinen Auftraggebern Wilhelm (I.) Prinz von Preußen und vor allem dessen Gemahlin Augusta durch seinen Konkurrenten Fürst Pückler-Muskau vollendet wurde. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms IV. 1861 konnten die umfangreichen Gartenprojekte nicht fortgeführt werden. Der Nachfolger auf dem preußischen Thron, Wilhelm I., setzte andere Schwerpunkte. Trotz seines Lebensmittelpunktes in Potsdam und Berlin blieb Peter Joseph Lenné seiner rheinischen Heimat verbunden und trug auch im Raum Koblenz zu weiteren Verschönerungen bei, insbesondere in den Rheinanlagen, die bis 1861 unter seiner Leitung entstanden. Da er in seiner alten Heimat an Rhein und Mosel seinen Lebensabend verbringen wollte, baute er sich den unter dem Namen Lenné-Haus bekannten Wohnsitz in Koblenz. Nutzen konnte er ihn nicht mehr, denn kurz vor seinem fünfzigsten Dienstjubiläum erlitt er im Alter von 76 Jahren, am 23. Januar 1866, einen Gehirnschlag. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Selloschen Privatfriedhof in Potsdam-Bornstedt neben Angehörigen der Gärtnerfamilien Sello und Nietner sowie den Architekten Ludwig Persius und Reinhold Persius.
In der Uckermark wurden nach seinen Plänen die Parkanlagen in Criewen, Görlsdorf, Strasburg-Neuensund, Hohenlandin, Beutel, Boitzenburg, Wolfshagen, Ringenwalde und Petzow errichtet.