Ein Brief mit der Unterschrift Bismarcks ?
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Beim Durchsehen einiger Briefe, die ich bei ebay ersteigert hatte, fand ich bei einem Brief, der sich weder durch eine besondere Frankatur noch durch die Abstemplung auszeichnete, doch etwas Bemerkenswertes.
Der für diese Zeit typische Faltbrief ist mit der 1 Silbergroschen-Marke der 1. Ausgabe Preußens frankiert (ausreichend für einen einfachen Brief bis zu einer Entfernung bis 10 preußischen Meilen), mit dem Nummernstempel 993 (Naugard) entwertet und als Abgangsstempel wurde der Rechteck-Stempel "NAUGARD 3 2 6-7" verwendet.
Auf der Rückseite ziert ein klar erkennbares Siegel mit Wappen und Grafenkrone den Brief. Da der Brief keinen Stempel mit Jahreszahl aufweist, sah ich mir den Inhalt des Faltbriefes genauer an, um die Jahreszahl aus dem Inhalt des Schreibens zu entnehmen.
Ich entdeckte sofort die gewünschte Information "Külz, den 2. Febr. 51" und wollte eigentlich den Brief schon wieder beiseite legen...
Dann fiel mein Blick auf die sehr klare Unterschrift:
"v Bismarck".
Nun begann ich den Inhalt des Briefes genauer zu studieren:
Euer Wohlgeboren
ersuche ich ganz ergebenst, mir die Adresse
des Wiesenbauers Liszt, der voriges Jahr
in Radem arbeitete, mitzutheilen, damit
ich ihn mir bestellen kann, indem ich ungefähr
20 bis 30 Morgen Wiesen in diesem Sommer
bauen lassen will.
Hochachtungsvoll
Külz, den 2.Febr. 51
v Bismarck
Anmerkungen zum Brieftext:
Ein Wiesenbauer war damals bei Be- und Entwässerung von Weideflächen tätig, er "baute" also tatsächlich Wiesen.
Radem war eine Dorfgemende im Kreis Regenwalde.
ersuche ich ganz ergebenst, mir die Adresse
des Wiesenbauers Liszt, der voriges Jahr
in Radem arbeitete, mitzutheilen, damit
ich ihn mir bestellen kann, indem ich ungefähr
20 bis 30 Morgen Wiesen in diesem Sommer
bauen lassen will.
Hochachtungsvoll
Külz, den 2.Febr. 51
v Bismarck
Anmerkungen zum Brieftext:
Ein Wiesenbauer war damals bei Be- und Entwässerung von Weideflächen tätig, er "baute" also tatsächlich Wiesen.
Radem war eine Dorfgemende im Kreis Regenwalde.
Nachdem ich den Inhalt entziffert hatte, begann ich mir im Internet unter anderem bei Wikipedia die entsprechenden Seiten zum Thema Bismarck anzusehen.
Zunächst zum Siegel: Das auf dem Brief dargestellte Wappen (3 Eichenblätter um ein dreiblättriges Kleeblatt mit einer Grafenkrone) entsprach dem Wappen derer von Bismarck, die zu dieser Zeit nur den Grafentitel innehatten. Weiterhin besaß die Familie von Bismarck (genauer Bismark-Schönhausen) die Güter Jarchlin, Külz und Kniephof in der Umgebung von Naugard.
Dann fand ich jedoch heraus, dass es noch einen älteren Bruder gegeben hat: Bernhard von Bismarck. Dieser verwaltete zu dieser Zeit die Güter um Naugard, während sein jüngerer Bruder Otto von Bismarck als Abgeordneter in der zweiten Kammer des preußischen Landtages in Berlin lebte.
Also konnte der Brief nur von Bernhard von Bismarck geschrieben worden sein. Die Frage aus dem Titel ist also beantwortet: Bismarck ja, aber eben nicht jener allseits bekannte Otto von Bismarck. Trotzdem stellt der Brief ein sehr interessantes Zeitdokument dar.