Der Nummernstempel 1214 – verwendet in Rehme und Bad Oeynhausen
Nach der Erstausgabe der Nummernstempel an die vorhandenen Postorte wurde häufig festgestellt, dass das Postaufkommen für einen Weiterbetrieb einer Postanstalt nicht ausreichend war und diese somit geschlossen wurde. Der Nummernstempel wurde dann an eine andere Postanstalt weitervergeben. Für einzelne Nummernstempel sind bis zu 3 solcher Stationen nachweisbar.
Für den Nummernstempel 1214 war die Situation eine andere. Durch die anscheinend größere Bedeutung von Bad Oeynhausen, die zuvor keine eigene Postanstalt besaß, gegen-über der Nachbargemeinde Rehme wurde der Nummernstempel 1214 in der gleichen Postanstalt weiterverwendet. Es wurde lediglich an Stelle des bisherigen Aufgabestempels "REHME" der dreizeilige Kastenstempel "BAD OEYNHAUSEN" verwendet.
Brief aus Rehme nach Münster vom 25.Februar 1851 mit dem aus der Vorbriefmarkenzeit
stammenden zweizeiligen Langstempel "REHME" als Aufgabestempel, frankiert
mit 2 Sgr. für einen einfachen Brief und einer Entfernung bis 20 Meilen
Gemäß dem Post-Amts-Blatt Nr.19 vom 20.Juli 1855 war
Es findet sich aber kein konkretes Datum für die Umbennung. Karlfried Krauß erwähnt in seinem Nummernstempelkatalog die Existenz eines "Ersttagsbriefes", also eines Briefes mit dem Kastenstempel von Bad Oeynhausen vom 20.Juli 1855.
Brief aus Bad Oeynhausen nach Berlin vom 12.März 1856 mit dem dreizeiligen
Kastenstempel "BAD OEYNHAUSEN" als Aufgabestempel, frankiert mit
3 Sgr. für einen einfachen Brief und eine Entfernung über 20 Meilen
Ganzsache mit Zusatzfrankatur als Paketbegeleitbrief aus Bad Oeynhausen nach Rheydt
vom 8.Juni 1857 mit dem Kastenstempel BAD OEYNHAUSEN als Aufgabestempel sowie
einem frühen Paketzettel (154) , frankiert mit insgesamt 6 Sgr. dem Mindestporto für ein
leichtes Paket (handschriftlicher Vermerk 17 Loth) für eine Entfernung über 20 Meilen. Der
Kastenstempel RHEYDT belegt die Ausgabe des Paket am 9.Juni 1857 in Rheydt.
Nummernstempelkataloge geben Preise sowohl für Abschläge auf losen Marken bzw. Briefstück als auch für vollständige Belege mit Aufgabestempel an. Bei Mehrfachverwendung des Nummernstempels werden dann auch für jeden Ort unterschiedliche Preise angegeben. Die Zuordnung zu dem jeweiligen Ort ist bei Briefen wegen des vorhandenen Ortsstempel vergleichsweise einfach. Bei losen Marken bzw. kleinen Briefstücken gelingt das nicht so leicht, da in der Regel derselbe Nummernstempel weiterverwendet wurde. Im Fall des Nummernstempel 1214 scheint das auch so gewesen zu sein, da weder in der Größe der Ringe noch in den Zifferntypen Unterschiede festzustellen sind.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass die Freimarken der 1.Kopfserie (schwarzer Druck auf farbigem Papier) auch noch lange nach dem Erscheinen der 2.Kopfserie (farbiger Druck auf weißem Papier, glatter Hintergrund des Porträts) , ja sogar noch nach der Ausgabe der 3.Kopfserie (farbiger Druck auf weißem Papier, gegitterter Hintergrund des Porträts), verwendet wurden. Im Falle von Rehme/Bad Oeynhausen heißt das, dass ein Nummernstempel 1214 auf der 1.Kopfserie entweder in Rehme oder in Bad Oeynhausen gestempelt wurde. Ein Nummernstempel 1214 auf der ab 1856/57 erschienenen 2.Kopfserie kann also nur in Bad Oeynhausen angebracht worden sein.
Allerdings fällt beim Vergleich der Abstempelungen auf den Briefen auf, dass der Stempelabschlag in der Rehme-Zeit klarer und deutlicher war als in der Oeynhausen-Zeit, was auf eine Abnutzung des Stempels oder einen nicht mehr so sorgfältig stempelnden Postbeamten schließen läßt. Somit gibt es ein Indiz für die Zuordnung. Links eine Marke mit der klaren Abstempelung in Rehme, rechts ein Beispiel für eine verschmiertere Abstempelung in Bad Oeynhausen. |
Literatur:
Karlfried Krauß, "Die preußischen Nummernstempel", Potsdam 2009
Peter Feuser,"Die Nummernstempel der altdeutschen Staaten", Peter Feuser Verlag, Stuttgart 2005