Gibt es eine dritte Type beim Nummernstempel 829?
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Bei der 44. Auktion von Jennes&Klüttermann im April 2009 fand ich das Los 6683 mit folgender Beschreibung:
829 Lennep, drei sehr klar verschiedene Typen a. Kab./Luxusstücken, dabei die sehr seltene große Type !!
Abbildung aus dem Auktionskatalog der 44.Auktion von Jennes&Klüttermann
Ich war sehr überrascht, dass es für den Nummernstempel 829 drei Typen dieses Stempels geben soll. In dem zu dieser Zeit als Standardwerk geltenden Katalog der Nummernstempel der altdeutschen Staaten von Peter Feuser war nur die Existenz von zwei Typen vermerkt. Im gleichen Jahr 2009 erschien dann der Katalog der preußischen Nummernstempel von Karlfried Krauß, in dem dann 3 Typen beschrieben wurden. Die Abbildung der dritten Type war zu meiner Überraschung eine Abbildung jener Marke, die ich aus dem Auktionskatalog von Jennes&Klüttermann und seither aus meiner Sammlung kannte.
Mir war schon bei der Betrachtung im Auktionskatalog aufgefallen, dass zwischen der zweiten und der dritten Type beträchtliche Ähnlichkeiten bestehen. Zum einen weisen beide Stempel die für die "Stahltype" typischen dünnen Ringe auf. Auch die Schrifttype der Ziffer "8" weist die charakteristischen Merkmale auf. Bie genauer Betrachtung der zwei Marken fällt auf, dass bei der Marke mit der dritten Type die "8" etwas größer als die "9" ausfällt. Meine Vermutung war daher, dass es sich bei diesem Abschlag der dritten Type um einen verschobenen Stempelabdruck der zweiten Type handelt, der unter anderem zu der vermeintlich größeren Schrifthöhe geführt haben könnte. Deutlich wird es, wenn man, wie in der folgenden Abbildung, Linien an die Ziffern legt:
Mi.Nr. 6 mit Nst. 829 Type 2 | Mi.Nr. 6 mit Nst. 829 Type 3 (?) |
Aus welchem Grund hätte es denn überhaupt eine zweite oder gar dritte Type des Nummernstempels 829 geben sollen?Lennep hatte 1850 ca. 7000 Einwohner. Der Bahnanschluss (ein häufiger Grund für eine zweite oder dritte Type des Nummernstempels) erfolgte erst 1868, also nach der Nummernstempel-Zeit. Ein weiterer Grund für eine weitere Type des Nummernstempels ist die Abnutzung des vorhandenen Stempels. Lennep war Kreisstadt in einem stark industrialisierten Gebiet und daher war auch eine entsprechende Menge an Korrespondenz zu erledigen, so daß, wie auch in anderen Orten üblich, ein neuer Stempel notwendig geworden sein könnte. Bislang liegen mir aber nur Vergleichsstücke der zweiten Type auf der 2.Kopfserie vor, so daß es durch möglich erscheint, daß die Ablösung zu einem späten Zeitpunkt innerhalb der Nummernstempelzeit erfolgt ist. Für eine dritte Type wäre dann nur noch eine äußerst kurze Verwendungszeit nach der zweiten Type möglich gewesen.
Deutlich wird die relativ kurze Verwendungszeit gerade der Type 2 auch durch den abgebildeten Brief aus Lennep nach Kirn (Regierungsbezirk Koblenz) vom 12.Juni 1857, bei dem noch immer die Type 1 des Nummernstempels 829 als Entwertungsstempel verwendet wurde.
Brief aus Lennep nach Kirn vom 12.Juni 1857, freigemacht mit 3 Silbergroschen für
einen einfachen Brief in der 3.Entfernungsstufe (über 20 Meilen)
Aufgrund der auffälligen Verschiebung im Stempelbild und der Betrachtung zum Postverkehr in Lennep ist meiner Meinung nach die Hypothese gerechtfertigt, dass es für den Nummernstempel 829 nur zwei Typen gibt und die sogenannte dritte Type durch ein Versehen bei der Entwertung mit dem Stempel der zweiten Type entstanden sein muss.
Literatur:
Auktionskatalog Jennes&Klüttermann 44.Auktion, 2009
Karlfried Krauß, "Die preußischen Nummernstempel", Potsdam 2009
Peter Feuser, "Die Nummernstempel der altdeutschen Staaten", Peter Feuser Verlag, Stuttgart 2005